Stadtgeflüster IX

… und ich bin wirklich ein arger Politiker geworden …

So, nun sind wir mittendrin in den revolutionären Ereignissen der Jahre 1848/49.

Ich war zu dieser Zeit in Stavenhagen bei meiner Schwester untergekommen und versuchte die drei, in Vaters Testament festgelegten abstinenten Jahre, zu meistern. Luise habe ich natürlich vorher noch gefragt, ob sie mich heiraten wolle. So haben wir und verlobt und sind dann erstmal verschiedene Wege gegangen.

Mein mir vom väterlichen Testament auferlegter Vormund war mein alter Freund Carl Grischow. Er war der Vorsitzende des Stavenhagener Reformvereins und so war auch ich wieder dabei, in der Politik mitzumischen.

Unsere Hauptforderungen in den Revolutionsjahren 1848/49 in Mecklenburg waren die Abschaffung der Stände und eine neue, fortschrittliche Verfassung, die die Macht der Regierung regelt und Grundrechte für die Bürger garantiert. Dazu gehörte Presse- und Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung usw.

Wir konnten einiges davon zeitweise durchsetzen, aber leider waren wir Bürgerlichen uns in vielen Fragen nicht einig und so kam es zur Niederlage der Revolution und Wiederherstellung der alten feudalen Verhältnisse. Ich hatte keine Lust, wieder in einer Festung einzusitzen, also ließ ich alle politischen Aktivitäten ruhen und suchte einen neuen Lebensweg.