Grußwort von Hans-Joachim Griephan
Fritz Reuter schenkt Heimat. Fritz Reuter stiftet Verbundenheit. Im rheinischen Bonn, fernab vom heimatlichen Mecklenburg, streifte ich in den Büchern Fritz Reuters durch die Spielplätze meiner Kindheit, hatte Land und Leute wieder lebendig vor Augen und tauchte ein in die plattdeutsche Sprache meiner mecklenburgischen Jugendjahre. Diese Vertrautheit mit Reuter reizte, in Antiquariaten nach seltenen Ausgaben seiner Werke und bei Autographenhändlern nach seinen Handschriften zu suchen. Reuter machte mich zum Sammler. Es wuchs der Wunsch, mich mit Plattdeutschen und Reuterenthusiasten zu verbinden. So stieß ich bald zu der 1960 in Lübeck gegründeten und maßgeblich von Friedrich Griese, Walter Lehmbecker und Helmut de Voss geprägten Fritz Reuter Gesellschaft, die Reuters literarisches Erbe vor allem durch Lesungen und Rezitatoren wie Heiner Kracht durch die westdeutschen Lande trug.
In den späten 1980er und den frühen 1990er Jahren, vor und nach der deutschen Vereinigung, bestimmten zahlreiche Initiativen und wegweisende Entscheidungen das Wirken der Reuter-Gesellschaft. So im Vorfeld des 175. Geburtstages Fritz Reuters 1985 die erfolgreichen Bemühungen um eine Sonderbriefmarke, herausgegeben von der Deutschen Bundespost; 1986 als Zeichen der Verbundenheit der erste Buchversand an Reuterfreunde in den drei Nordbezirken der DDR, mit 65 Empfängern begonnen und jährlich bis ins Wendejahr 1989/90 mit zuletzt mehr als 300 Empfängern fortgeführt; 1987 der Beitritt zu der ein Jahr zuvor gegründeten Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften; 1988 der Start mit den bis heute fortgeführten, über ein Wochenende reichenden jährlichen Reuter-Tagen; 1989 der Einstieg in die bis heute in 32 Bänden erschienene Buchreihe „Beiträge der Fritz Reuter Gesellschaft; im Juni 1989 die Busreise mit 44 Mitgliedern auf den Spuren Fritz Reuters durch Mecklenburg mit dem bewegenden Zusammentreffen ost- und westdeutscher Reuterfreunde in der Kirche und im Kirchgarten in Stavenhagen; 1991 die Gründung des bis heute erfolgreich wirkenden Fördervereins Reuter-Museen; 1991/92 schließlich die Sitzverlegung der Reuter-Gesellschaft von Lübeck ins Neue Tor in Neubrandenburg, in die Heimat ihres Namensgebers.
Freue Dich, mien leiw Stemhagen!
Hans-Joachim Griephan
Hans-Joachim Griephan, 1937 in Malchin geboren, seit 1951 in West-Berlin, von 1963 bis 1993 Journalist in Bonn, 1986 zum Stellvertreter des Präsidenten und 1988 zum Präsidenten der Fritz Reuter Gesellschaft gewählt, lebt in Berlin.