Grußwort von Dr. Martin Buchsteiner
Das erste Mal ganz bewusst begegnete mir Fritz Reuter im Studium. Seine „Urgeschicht von Mecklenborg“, genauer seine Idee, die 530 Paragraphen des Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs von 1755 in vier Paragraphen zusammenzufassen, beeindruckte mich. Nicht nur ob der Brillanz der historischen Analyse (wie anders lässt es sich sonst erklären, dass sowohl Landeshistoriker:innen als auch Politiker:innen den gleichermaßen lakonisch wie pointiert daherkommenden § 1 immer wieder gern zitieren), sondern auch mit Blick auf die Universalität der, wenn man so will, von Reuter formulierten mecklenburgischen Grundgesetze. Wer nun neugierig geworden ist, was die vier Paragraphen denn nun beinhalten, dem sei ein Blick in die „Urgeschicht von Mecklenborg“ empfohlen. In der Ausgabe (des Hinstorff-Verlages von 2002), die bei mir im Regal steht, finden sie sich auf S. 41.
Doch nicht nur die „Urgeschicht“ auch die historischen Romane „Ut de Franzosentid“ oder „Dörchleuchting“ erzählen so charmant und authentisch mecklenburgische Geschichte, dass sie Eingang ins kollektive Gedächtnis gefunden haben. Wie sehr, darüber informiert Wikipedia. Im Artikel zu Adolf Friedrich IV., an dessen Namen seit 1866 der Zusatz „Dörchleuchting“ hängt, heißt es: „Die literarische Gestalt entspricht nicht der historischen Person Adolf Friedrich IV. und darf nicht mit diesem verwechselt werden.“ Was kann sich ein Schriftsteller mehr wünschen, als dass er mit seinen Geschichten, Geschichte um- und selbst Geschichte schreibt. Fritz Reuter ist dies gelungen, was umso mehr fasziniert, als dass seine Umdeutungen ohne Frage auch als Kritik gelesen werden können und sicher auch so gelesen wurden. Parteiisch und identitär sind sie aber nie, sondern immer mit einem Augenzwinkern und einer auf sich und seine Mecklenburger bezogenen Ironie. Auch deshalb ist Reuter für mich noch heute so lesenswert; er erinnert daran, uns zu engagieren, damit eben nicht allens bi‘n Ollen bliwwt.
Düchtig gröten deit
Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Dr. Martin Buchsteiner,
Vorsitzender des Vorstandes